M 91100 - So is(s)t der Mensch - Keim
91100/131100 (M10) -Gesellschaftswissenschaftliche Grundlagen der Sozialen Arbeit - Keim
Diese Seminar gehört zum Modulbereich "Gesellschaftswissenschaftliche Theorien" M10a.
Neben der Soziologie berufen sich mittlerweile viele unterschiedliche Wissenschaften auf den französischen Soziologen Pierre Bourdieu (1930-2002), so u.a. Politikwissenschaft, Pädagogik, Wirtschaftswissenschaften, Kunst- und Literaturwissenschaft oder Kommunikations- und Medienwissenschaft. Bourdieus Popularität beruht nicht zuletzt auch darauf, dass er politisch engagiert war, sich für die Unterdrückten, Vergessenen oder Übersehenen in der Gesellschaft stark machte, sich in seiner Forschung mit deren Lebenslagen und Ansichten befasste und ihnen damit eine weithin vernehmbare Stimme verlieh. Sein erklärtes Ziel war dabei immer zu verstehen, d.h. nachzuvollziehen, wie Menschen aufgrund ihrer unterschiedlichen sozialen Positionen die Welt auch sehr unterschiedlich betrachten und bewerten, denn nur so lasse sich die Wirklichkeit unterschiedlicher sozialer Lebenswelten rekonstruieren.
Mit seinen theoretischen Konzepten stellt Bourdieu „Denkwerkzeuge“* zur Verfügung, die einen neuen Blick auf Vertrautes und dadurch auch die Offenlegung verschleierter Machtverhältnisse ermöglichen. Im Zentrum steht dabei die „Logik der Praxis“, also die „praktische Vernunft“ des alltäglichen Denkens, Bewertens und Handelns sozialer Akteur*innen, die auch soziale Ungleichheiten ermöglicht, rechtfertigt oder sogar selbst zu deren Erzeugung beiträgt. Von besondere Bedeutung sind dabei symbolische Formen, die über Sprache oder andere Zeichen die Selbstverständlichkeit von Ungleichheiten (im Sinne von Ungleichwertigkeiten) vermitteln, ohne dass diese dabei offen zutage treten.
Die Anwendung dieser von Pierre Bourdieu bereitgestellten „Denkwerkzeuge“ kann zur Professionalität Sozialer Arbeit beitragen, da mit ihrer Hilfe Vertrautes und Selbstverständliches hinterfragt und neu betrachtet werden kann und dadurch evtl. (Handlungs-)Möglichkeiten und Lösungswege aufscheinen lässt, die ansonsten undenkbar oder unsichtbar blieben.